Die Nibelungenhorde zieht ins „Blaue Haus“

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Schauspieler Markus Majowski entwickelt zusammen mit Regisseur Joern Hinkel und der Wormser Nibelungenhorde beim Sommerworkshop 2014 ein Projekt – zunächst als Theaterstück, später soll ein Kinofilm daraus werden

WORMS. Die Nibelungen-Festspiele zählen zu den wichtigsten Ereignissen im deutschen Festival-Sommer. Doch wenn die großen Stars auf der Bühne vor dem Wormser Kaiserdom stehen, ist der Nachwuchs nicht minder engagiert. Mit der Nibelungenhorde unter der Leitung von Astrid Perl-Haag bekommen junge Schauspieler und solche, die es werden wollen, die Möglichkeit, parallel zur großen Produktion an Theaterstoffen zu arbeiten.

Im Sommer 2014 steht ein ganz besonderes Projekt im Mittelpunkt. Der Schauspieler Markus Majowski, der auch in diesem Jahr zu Dieter Wedels Nibelungen-Ensemble gehört, wird mit der Horde nach den Figuren seines eigenen Kinderbuches ein Theaterstück entwickeln: „Das Blaue Haus“. „Als ich die Nibelungen-Horde im letzten Jahr gesehen habe, war ich von der Leistung und dem Engagement fasziniert. Was für eine starke Truppe! Da wir mir sofort klar, dass ich dabei bin, wenn es sich ergeben sollte“, sagt Markus Majowski.

Nun ist es also soweit: Das Projekt „Das Blaue Haus“ steht. Die Jugendlichen werden die Charaktere selbst in Improvisationen weiterführen, jeder Figur ihre ganz individuelle Sprache verleihen, den Handlungsverlauf vertiefen, eigene Erfahrungen und Geschichten einbauen. Das Ergebnis des Workshops soll zunächst aufgeführt und später zu einem Kinoprojekt weiterverarbeitet werden.

Eine Reise in die „Wildnis“ ist geplant, eine Drehbuch-Werkstatt, die filmische Dokumentation der gemeinsamen Arbeit, eine Theater-Aufführung und am Ende sogar ein Kinofilm.

„Das Blaue Haus“ erzählt die Geschichte von Sarah, die nach dem Unfalltod ihrer Mutter mit einem Schlag erwachsen wurde, sich um ihren Bruder und ihren Vater kümmern musste und sich selbst einen emotionalen Panzer zugelegt hat. Eigene Gefühle kann sie kaum zeigen, selbst ihre engsten Freunde dringen nicht mehr zu ihr durch. – Als sie 18 wird, erfährt sie durch einen Anwalt, dass ihre Mutter ihr das „Blaue Haus“ an der Südküste Spaniens vererbt hat …

Ein Stück über Trauerarbeit, Vergebung und Mut zum Widerstand

„Den Stoff für diesen Kinofilm habe ich schon lange im Kopf. Ganz ursprünglich ist er aus den Figuren meiner Kinderbücher ‚Modjo und Mütze’ (Baumhaus Verlag) entstanden. Aber die Geschichte von Sarah ist eigenständig und steht für die Probleme und Zukunftsängste vieler Jugendlicher in Europa“, sagt Majowski. Der Berliner, den viele noch als das „lustige Dickerchen“ der ‚Dreisten Drei’ kennen, weiß, wovon er spricht, denn auch er hat in seinem Leben lange gebraucht, um zu sich selbst zu finden. Ruhm, Geld, Alkohol und Drogen haben ihm einst das Leben schwer gemacht. „Sarah geht es im Prinzip nicht anders. Sie lernt schließlich durch die anderen Jugendlichen, Krisen im Leben bewältigen, sagt er.

Auf die Arbeit mit den Jugendlichen freut sich Majowski sehr. Aber auch die Leiterin der Nibelungenhorde, Astrid Perl-Haag, sieht das Projekt als etwas Besonderes: „Der Stoff hat eine gesellschaftsrelevante Aussage, die wir mit den Jugendlichen erarbeiten wollen. Das soll Gleichaltrigen Mut machen, sich neuen Wegen zu öffnen.“

Als Regisseur für das Projekt konnte Joern Hinkel gewonnen werden, der seit der ersten Premiere im Sommer 2002 im Künstlerischen Team der Nibelungen-Festspiele arbeitet und mit der Nibelungenhorde selbst schon mehrere Bühnenstücke und einen Kurzfilm inszenierte, der 2011 mit dem Ersten Preis des Jugendwettbewerbs von der Landeszentrale für Politische Bildung in Rheinland Pfalz prämiert wurde. „Es ist großartig, dass Markus die Menschen in die Projektentwicklung direkt mit einbezieht, von denen er erzählen möchte. Das wird kein Film darüber, wie sich Erwachsene vorstellen, was Kinder und Jugendliche heute bewegt, – sondern die Dialoge kommen aus ihrer eigenen Feder. Dabei werden sie von professionellen Autoren und Theaterleuten begleitet“, erklärt Joern Hinkel.

Am 24. / 25. Mai 2014 findet ein erstes Kennenlernen und gemeinsames Improvisieren für alle Interessierten statt. Teilnehmen können alle Jugendlichen im Alter von 14 bis 22 Jahren. Anmeldungen bis zum 31. März 2014 bitte per Email an Astrid Perl-Haag unter astrid.ph@t-online.de

Der Sommerworkshop startet am 25. Juli 2014 (Ferienbeginn in Rheinland-Pfalz), beginnt in der ersten Woche mit Improvisation, Körperarbeit, Musikimprovisation, Stimm- und Sprechtraining, Percussion sowie Suzuki-Körpertraining mit den Dozenten Uwe John, Richard Weber, Dorothee Föllmer, Josh Maccoy, Cay Rüdiger und Jannis Spengler und wird dann weitergeführt mit Stoff- und Rollenentwicklung sowie szenischen Proben und endet mit einer Aufführung am 23./24. August 2014.